SMART-Ziele ist ein Konzept aus dem Projektmanagement, das im Rahmen von Zielvereinbarungen eingesetzt wird.
13Das Akronym SMART (Specific – Measurable – Achievable – Reasonable – Time Bound) steht für fünf Kriterien, deren Erfüllung alle Beteiligten befriedigt. Unklarheiten, zu denen es bei vage formulierten Zielen häufig kommt, werden minimiert.
Warum SMART Ziele?
Bei vage formulierten Zielen besteht grundsätzlich die Gefahr, dass diese unterschiedlich verstanden werden. Dabei ist den Beteiligten oft nicht einmal klar, dass man das Ziel überhaupt anders verstehen kann. Erst am Ende kommt das böse Erwachen.
Ein nicht ganz ernst gemeintes Beispiel
Kunde: „Das Auto meiner Frau muss neu lackiert werden.”
Lackierer: „Welche Farbe?”
Kunde: „Rot.”
Lackierer: „Rot ist teuer. Rot kostet 5.000 Euro.”
Kunde: „Teuer ist schlecht. Können sie es schwarz machen?”
Lackierer: „Na sicher!”
Zwei Tage später ist das Auto neu lackiert. In der Farbe schwarz. Der Kunde wollte aber ein rotes Auto. Er wollte nur keine Steuern zahlen. Hätten die sich mal lieber an die SMART-Formel gehalten!
Die SMART-Formel
Auch für Teams und Organisationen sind SMART-Ziele sinnvoll, da sie Missverständnissen vor beugen.
SMART ist ein Akronym (S.M.A.R.T.) und steht für fünf Kriterien, die eine Zielformulierung erfüllen sollte:
- Specific (spezifisch)
- Measurable (messbar)
- Achievable (erreichbar)
- Reasonable (realistisch)
- Time Bound (terminiert)
Hin und wieder stößt man auf leicht andere Bedeutungen. So kann das „A” auch für „Accepted” (akzeptiert) stehen, und das „M” kann auch „Motivational” (motivierend) bedeuten. Im Prinzip ist aber das gleiche gemeint.
Wie man SMART-Ziele formuliert – ein Beispiel
Schauen wir uns ein Beispiel aus meinem Alltag an.
„Ich möchte die Reichweite meiner Webseite HabitGym erhöhen. Ich möchte bis zum Ende des Jahres (2019) 70.000 monatliche Besucher haben.”
(Im Oktober 2018 waren es rund 40.000 Besucher.)
Dieses Ziel ist schlecht! Warum? Weil ich keinen direkten Einfluss auf die Anzahl meiner Besucher habe. Zwar kann ich dafür sorgen, dass die Webseite das Potenzial für 70.000 monatliche Besucher hat, aber ob die Besucher tatsächlich kommen werden, steht nicht in meiner Macht.
Formulieren wir ein besseres Ziel:
„Ich möchte, dass meine Webseite bis zum 31. Dezember 2019 ausreichend viele Artikel enthält, sodass 70.000 Besucher realistisch sind.”
Diese Zielformulierung ist schon besser, aber immer noch nicht wirklich gut. Der Fortschritt ist nicht gut messbar. Ob das Ziel realistisch ist? Keine Ahnung!
Schaffen wir Klarheit: Meine derzeit 40.000 monatlichen Besucher finden meine rund 80 Artikel hauptsächlich über Google. Das macht 500 Besucher pro Artikel. Für zusätzliche 30.000 Besucher bräuchte ich also 60 weitere Artikel. Dafür habe ich 14 Monate Zeit. Das macht ziemlich genau einen Artikel pro Woche.
Damit haben wir folgendes Ziel:
„Ich werde bis zum 31. Dezember 2019 insgesamt 60 neue Artikel auf meiner Webseite veröffentlichen. Das entspricht einem Artikel pro Woche.”
Perfekt! Schauen wir uns an, ob das Ziel alle SMART Kriterien erfüllt.
Spezifisch
Ein Ziel sollte möglichst spezifisch, also nicht vage, sondern eindeutig formuliert sein.
„… 60 neue Artikel …”
Ist das spezifisch? Ich denke schon!
Messbar
Man sollte sich nicht darüber streiten können, ob ein Ziel erreicht wurde oder nicht. Um zweifelsfrei beurteilen zu können, ob ein Ziel erreicht worden ist, sollte es messbar sein.
„… 60 …”
Mein Ziel ist eindeutig messbar!
Erreichbar
Kann das Ziel erreicht werden?
„… ein Artikel pro Woche.”
Das sollte machbar sein.
Realistisch
Ein Ziel darf ambitioniert sein, aber es sollte keinesfalls so hochgesteckt sein, dass man von vornherein keine Chance sieht, es zu erreichen.
„… ein Artikel pro Woche.”
Das sollte machbar sein.
Terminiert
Wie schon gesagt, sollte ein Ziel messbar sein. Dazu gehört auch, dass eindeutig definiert ist, wann es gemessen wird.
„… bis zum 31. Dezember 2019 …”
Perfekt!
Stopp! Ich habe den Fehler gemacht, erreichbar und realistisch gleichzusetzen. Diese beiden Kriterien sollten wir noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Bei der Erreichbarkeit geht es nicht so sehr darum, ob ich – als Mensch mit zwei Händen und zehn Fingern – theoretisch in der Lage bin, dieses Ziel zu erreichen. Das entspräche dem Kriterium „Realistic” (realistisch).
Bei der Erreichbarkeit geht es vielmehr darum, ob ich dieses Ziel erstrebenswert finde, denn das „A” steht auch für „Accepted” (akzeptiert). Dass ich es schaffen kann, einen Artikel pro Woche zu schreiben, steht außer Frage. Jeder würde das schaffen. Die Frage ist, ob ich dabei denke: „Oh ja, das mache ich gerne” oder: „Ich werde es hassen!”
Das bringt uns zu einem wichtigen Punkt: Motivation.
SMART Ziele und die Motivation, sie zu erreichen
Motivation ist insofern wichtig, als dass sie darüber entscheidet, wie leistungsfähig wir sind. Wer ein Ziel unbedingt erreichen möchte, kann deutlich länger und härter daran arbeiten, als jemand, der zur Arbeit gezwungen wird.
Welchen Einfluss haben SMART Ziele auf die Motivation?
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir zwei grundverschiedene Arten der Motivation unterscheiden: die intrinsische Motivation und die extrinsische Motivation.
Intrinsische und extrinsische Motivation
Von extrinsischer Motivation spricht man, wenn die Tätigkeit nur für eine Belohnung oder aufgrund von äußerem Druck durchgeführt wird. Ein Bankangestellter ist nicht intrinsisch motiviert, einem Fremden Zugang zum Tresor der Bank zu gewähren, aber eine geladene Pistole kann ihn dazu motivieren, es doch zu tun.
Im Gegensatz dazu bedürfen intrinsisch motivierte Tätigkeitenweder äußerem Druck noch einer Belohnung, denn die Tätigkeit selbst ist die Belohnung. Intrinsische Motivation kann nicht erzwungen werden – weder bei sich selbst noch bei anderen Menschen. Wer von intrinsischer Motivation profitieren möchte, muss nach einer Tätigkeit suchen, die intrinsische Motivation hervorruft.
Intrinsische Motivation kann leicht im Keim erstickt werden
Wie Daniel Pink ausführlich in seinem Buch Drive* erklärt, ist intrinsische Motivation nur unter der Bedingung möglich, dass man sich nicht fremdbestimmt fühlt.
SMART-Ziele sollten also nicht als Fremdbestimmung empfunden werden, weil sonst die intrinsische Motivation verschwindet. Um die Gefahr von Fremdbestimmung möglichst klein zu halten, sollte derjenige, der später am SMART-Ziel arbeiten wird, auch an dessen Formulierung beteiligt sein.
SMART-Ziele, die einem von oben aufs Auge gedrückt werden, sind tödlich für die intrinsische Motivation. Daran wird auch eine geschickte Rhetorik wenig ändern.
Haben SMART Ziele auch Nachteile?
Für langfristige persönliche Ziele ist die SMART-Methode nur bedingt geeignet. Über die Grenzen und Nachteile der SMART-Ziele habe ich in meinem Artikel über persönliche Ziele schon ausführlich geschrieben.
P.S.: Wenn du diesen Artikel interessant fandest, sieh dir unbedingt auch meinen Übersichtsartikel über Selbstmanagement an. Dort findest du viele weitere nützliche Methoden und einleuchtende Prinzipien des Selbstmanagements, die dir garantiert dabei helfen werden, dein volles Potenzial zu entfalten.
Und falls du gerade keine Zeit hast, weil dir alles über den Kopf wächst, solltest du dir unbedingt mein Buch Erfolg durch Fokus & Konzentration bestellen. Für Lesemuffel gibt es auch eine Hörbuch-Version.